Hyperurikämie und Gicht

Hyperurikämie gehört zu den Wohlstandskrankheiten, in Notzeiten waren diese Erkrankungen nicht bekannt, außer z.B. bei reichen Kaufleuten. Die Entstehung von Hyperurikämie und Gicht hängt neben der genetischen Veranlagung wesentlich mit der Ernährung und dem Alkoholgenuss zusammen. Oft können durch richtige Ernährung und einen geringen Alkohogenuss die Beschwerden eingedämmt werden und die einnahme von Medikamenten kann eingeschränkt oder ganz eingestellt werden.

Die Symptome treten auf, wenn die Harnsäurekonzentration im Körper erhöht ist.
Die Konzentration im Blut liegt normalerweise zwischen 2 und 6,5 mg/dl. Übersteigt die Harnsäurekonzentration diesen Wert, spricht man von Hyperurikämie. Die Löslichkeitsgrenze der Harnsäure im Blut ist überschritten.
Steigt der Wert über 8 mg/dl spreicht man von Gicht.

Die Harnsäurekonzentration im Körper ist abhängig von der Zufuhr aus der Nahrung, der Eigensynthese von Purinen und der Ausscheidung.
Purine sind Bestandteile der Erbinformation im Zellkern und Energieträger der Zelle. Im Darm werden sie zunächst enzymatisch zu Nukleinsäuren und Proteinen abgebaut. Die Säuren werden danach weiter in Nukleoside und schließlich in Harnsäure zerlegt.

Kristallisiert Harnsäure in Form von Natriumurat aus, entsteht Gicht, auch Arthritis urica genannt. Diese Kristalle lagern sich vor allem in Gelenken, an Knorpeln, Sehnen und Nierentubuli ab. Es entstehen Knoten, die Tophi genannt werden und meist schmerzfrei sind. Ablagerungen im Großzehengrundgelenk sind charakteristisch. Gicht gehört zu den Folgeerkrankungen der Hyperurikämie.

Eine zu geringe Ausscheidung oder die vermehrte Synthese der Harnsäure ist die Ursache für die Störung des Purinstoffwechsels.

Man unterscheidet die primäre und sekundäre Hyperurikämie. Unter der primären Hyperurikämie, auch familiäre genannt, versteht man eine angeborene Stoffwechselanomalie, welche erblich ist. 99 % leiden dabei an einer zu geringen Ausscheidung und 1 % an einer vermehrten Synthese der Harnsäure. Faktoren, die die primäre Hyperurikämie beeinflussen sind z.B. Nahrung und Alkoholzufuhr (exogen) oder z.B. Alter und Geschlecht (endogen). Alter, Geschlecht oder Vererbung sind nicht beeinflussbar. Auf die Nahrung und Alkoholzufuhr kann hingegen Einfluss genommen werden. Von diesen Faktoren hängt es auch ab, ob der Harnsäurespiegel steigt und es zur Ausfällung der Kristalle kommt.

Die sekundäre oder symptomatische Hyperurikämie entsteht als Folge einer Erkrankung, z.B. bestimmte Blutkrankheiten, Niereninsuffizienz, zytostatische Therapie, Bestrahlung oder Vergiftungen.

Beschwerden entstehen erst bei einem Gichtanfall:

  • Plötzlich auftretende und heftige Schmerzen
  • Die betroffenen Gelenke sind entzündet, sie sind erwärmt, geschwollen und gerötet.

Je länger eine Hyperurikämie besteht, desto höher ist das Risiko einen Gichtanfall oder Nierensteine zu bekommen. Das Risiko ist auch vom Ausmaß der Hyperurikämie und der genetischen Veranlagung abhängig.
Die betroffenen Gelenke können sich bei häufigen und schweren Gichtanfällen mit Tophibildung deformieren, es kommt zur chronischen Gicht.
Die Nieren können betroffen sein, da ein großer Anteil der Harnsäure über die Niere ausgeschieden wird, wodurch sich Kristalle in der Niere ablagern können.

Begleiterkrankungen:

  • Nierensteine
  • Nephrogener Bluthochdruck
  • Schleimbeutelentzündungen
  •  

Ernährung

Mit einer Umstellung der Ernährung sollen folgende Ziele erreicht werden:

  • akute Gichtanfälle vermeiden
  • Harnsäuredepots beseitigen und die Harnsäurekonzentration durch Einschränkung der Purinzufuhr normalisieren
  • Harnsäureausscheidung verbessern und das Körpergewicht normalisieren
  • Tophibildung, Uratnierenstein und Nierenschädigung vermeiden

Bei der Ernährungsumstellung unterscheidet man verschiedene Kostformen, die individuell an die Bedürfnisse des Betroffenen angepasst sind.
Bei Übergewicht muss man auf eine Reduktionskost umstellen, bei Gichtanfällen stellt man auf eine leichte Vollkost um und purinreiche Lebensmittel werden eliminiert.
Alle Kostformen haben gemeinsam, dass als Dauerkost eine purinarme Ernährung, mit maximal 500 mg Harnsäure/Tag, anzustreben ist. 

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Die Nährstoffrelation liegt bei 10-15 % Eiweiß, maximal 30 % Fett, 0,8 g Eiweiß/kg Körpergewicht und mehr als 50 % Kohlenhydraten (vgl. DGE).
Damit eine verbesserte Harnsäureausscheidung gewährleistet werden kann, ist es unerlässlich, dass mindestens 2 Liter energiearme Flüssigkeit pro Tag zugeführt werden.

Durch Gewichtsreduktion kann die Serumkonzentration der Harnsäure dauerhaft gesenkt werden. Der BMI sollte bei < 25 liegen.

Der Alkoholkonsum sollte eingeschränkt werden. Mit dem Arzt sollte Rücksprache gehalten werden, welche Menge toleriert werden kann. Es empfiehlt sich nicht jeden Tag und maximal ein Glas zu einer Hauptmahlzeit am Tag zu trinken.  Alkohol hemmt die Harnsäureausscheidung und Bier enthält Purine.

Folgende Tabelle gibt eine Übersicht über purinreiche Lebensmittel und Lebensmittel die im Austausch verzehrt werden können:

Ungeeignete LebensmittelIm Austausch zu einer Fleischmahlzeit und in begrenzten MengenBedingt geeignete Lebensmittel, mit einem höheren Gehalt an HarnsäureBesonders geeignete Lebensmittel
Haut von Fisch, Geflügel und Schwein (Schweineschwarte)Hülsenfrüchte, insbesondere getrocknete und frische, grüne Erbsen, Sojabohnen und deren Produkte (in kleinen Mengen)Haferflocken, Knäckebrot, Teigwaren, insbesondere Vollkornteigwaren, Weizengrieß, VollkornreisGemüse, die nicht unter der Rubrik „Im Austausch zu einer Fleischmahlzeit und in begrenzten Mengen“ genannt wurden
Sardellen, Ölsardinen, Sprotten, Anchovis, MatjesfiletBestimmte Gemüsesorten in Portionen kleiner 200 g: Artischocken, Blumenkohl, Brokkoli, Gemüsemais, Spinat, Mangold, Sauerampfer, Schwarzwurzeln und RosenkohlFleisch, Fisch, Geflügel in Portionen von etwa 100-150 g am Tag, aber nicht täglichObst
Meeresfrüchte, KrustentiereChampignons, Austern-, Steinpilze in Portionen weniger als 200 gWurst und WurstwarenKartoffeln
Innereien, besonders Hirn und Leber Erdnüsse, MaronenBrot und Vollkornbrot in üblichen Verzehrsmengen
Fleischextrakte, Hefeextrakte, -flocken, -pasten, auch Bierhefe  Fettarme Milch und Milchprodukte
   Eier
   Energiefreie und energiearme Getränke (Wasser, Mineralwasser, Saftschorlen, Früchte- und Kräutertees) und in angemessenen Mengen Kaffee und schwarzer Tee, Kakao und Schokolade sollten energetisch berücksichtigt werden
   (Kretschmar, 2011)

Bei der Zubereitung sollten fettarme Garmethoden bevorzugt werden. Anstelle von Braten eignet sich Kochen besser als Zubereitungsmethode, da beim Kochen die Purine ins Kochwasser ausgeschwemmt werden. Aus diesem Grund sollte das Kochwasser nicht zur weiteren Verwendung genutzt werden. 

Es sollten unbedingt Alkohol- und Essexzesse vermieden werden. (Kretschmar, 2011)

Die in Klammern ausgewiesenen Quellen finden Sie in unserem Literaturverzeichnis.