Interview mit Beatrice Schmidt

Interview über Beatrice Schmidt -Autorin, Ernährungsberaterin, Referentin u.v.m.

Es freut uns von DELICARDO ein Interview mit der Buchautorin Beatrice Schmidt vorstellen zu können.  Beatrice Schmidt hat inzwischen drei Bücher zum Thema Ernährung herausgebracht: „Ich stell dann mal um“, „Abnehmen ohne Achterahn“ und ihr neustes Werk „Vegan und Glutenfrei“. Sie ist u.a. eine engagierte Autorin, Ernährungsberaterin, Referentin und nebenher auch leidenschaftliche Köchin und Mutter. Ihr Motto ist „Augen auf beim Lebensmittelkauf“, und nach dieser direkten Art beantwortet  Beatrice Schmidt auch gerade heraus unsere Fragen.

Wir führten ein interview mit ihr mit den Themen Ihrer Erfahrungen, über Ernährung & Philosophien und über Ihr Buch 'Vegan und Glutenfrei'. Hier könnt ihr das Interview als PDF-Datei herunterladen ...weiterlesen

„Es bereitet mir Freude zu sehen, wie es den Menschen besser geht. Wie sie vielleicht sogar wieder gesund werden und wieder mehr Lebensfreude empfinden“

Profil Beatrice schmidt

1. Sie sind in vielen Kanälen als Beauftragte im Ernährungswesen tätig - Sie schreiben Artikel für Blogs, sind Referentin, schreiben Bücher und haben eine eigene Praxis als Ernährungsberaterin. Wie würden Sie die Resonanz auf ihre Aktionen bis jetzt beschreiben?

So vielseitig die Kanäle sind, so unterschiedlich ist auch die Resonanz. So führe ich beispielsweise kaum noch Einzelberatungen durch, da ich hier nur einen begrenzten Personenkreis erreiche. […] Halte ich dagegen Vorträge kann ich schon deutlich mehr Menschen für eine gesunde Lebensform begeistern. Und eine weitere Steigerung stellen dann die Fachartikel und meine Bücher dar. Sehr häufig bekomme ich eMails von Personen, die meine Artikel und Bücher gelesen haben und mit dem Wissen, welches ich darin vermittle, arbeiten und dadurch zu einem gesünderen und meist deutlich besseren Lebensstil gelangen. Es ist immer wieder schön eine solche Rückmeldung zu erhalten.

 

2. Wo bekommt man Sie als Referentin zusehen?

Ich halte an ganz unterschiedlichen Orten Vorträge und Kochkurse ab. So findet man mich gelegentlich bei regionalen Bildungsträgern, wie den Volkshochschulen oder auch beim Zentrum für Naturheilkunde in München. Ab September 2016 verlege ich meinen Wohn- und Arbeitsort nach Nürnberg und werde dort unter anderen für eine der größten Volkshochschulen Deutschlands, der VHS Nürnberg tätig sein. Fest eingeplant ist in diesem Jahr die „Unknown Buchmesse“ in Essen am 03. und 04.09.16 sowie die Messe „Veggie und frei von“ in Stuttgart vom 18. bis 20.11.16. Auf der Buchmesse werde ich mit einem eigenen kleinen Stand vertreten sein und auf der „Veggie und frei von“ bin ich als Fachreferentin und zum Show-Kochen auf der Glutenfrei-Showküche eingeladen.

Des Weiteren kann mich jeder buchen, der mag. So habe ich schon Vorträge für über 150 Personen gehalten oder auch Kochkurse für 2 Personen gegeben. Einzig das Thema steht immer: „Vegan und/oder Glutenfrei“ J

 

3. Welche Arten von Feedback haben Sie im Laufe Ihrer Tätigkeiten erhalten?

Nahezu 100 Prozent der Menschen reagieren positiv auf die Dinge, die ich mache. Ich denke, das liegt daran, dass ich niemanden missionieren oder bewusst „bekehren“ möchte. Ich versuche auf sanfte Weise die Menschen zu einer gesünderen Lebensweise zu bringen. Denn nur, weil ich eine Veganerin bin und es mir ausgezeichnet damit geht, muss es ja nicht für alle anderen Menschen auch passen sich auf diese Weise zu ernähren. Das Spannende ist, dass ich mit dieser Methode viel mehr Leute begeistern kann als auf die extreme Weise mit der es andere Leute versuchen.

 

4. Und waren welche dabei, die den Verlauf Ihrer Arbeit mitbeeinflusst haben?

Oh ja. Ich kann mich an ein paar sehr spezielle Fälle erinnern, die immer dann auftauchten, wenn ich darüber nachgedacht habe, meinen Job an den Nagel zu hängen und irgendetwas anderes zu tun.

So kam vor gut fünf Jahren ein Mann zu mir in die Beratung. Er war Anfang 30, sah jedoch aus wie Mitte 50. Er war stark übergewichtig und der Arzt hatte ihm eine Diabetes mellitus Typ II diagnostiziert. Der Mann wollte nicht akzeptieren, dass er nun bis ans Ende seines Lebens Medikamente einnehmen musste. Innerhalb von 6 Monaten hatte er seine Ernährung komplett umgestellt (nach der Methode, die ich in meinen Büchern „Ich stell dann mal um“ und „Abnehmen ohne Achterbahn“ beschreibe) und gut 20 kg abgenommen. Zu diesem Zeitpunkt konnte er schon einiges an Medikamenten sehr weit runter reduzieren oder sogar ganz streichen. Weitere 6 Monate später war er bei einem gesunden Gewicht angelangt, hat sich wieder wohl gefühlt in seiner Haut und musste keinerlei Medikamente (auch kein Insulin) mehr einnehmen. Noch heute hält er sein Gewicht auf sehr entspannte Weise, macht moderat Sport, sieht altersgerecht aus und genießt zusammen mit seiner Frau das Leben.[…]

Diese Fälle bringen mich dazu weiter zu machen. Es bereitet mir Freude zu sehen, wie es den Menschen bessergeht. Wie sie vielleicht sogar wieder gesund werden und wieder mehr Lebensfreude empfinden.

 

5. Wie würden Sie Ihren Erfolgsverlauf in den letzten Jahren beschreiben?

Das ist eine interessante Frage.

Ich habe als Ernährungsberaterin angefangen und war relativ schnell sehr enttäuscht, wie wenig dieses Angebot angenommen wird. Da machen die Leute teure Diäten, stopfen sich mit Präparaten voll, quälen sich selbst mir Hungerkuren, aber sparen sich dann das Geld für eine gute Beratung. […] Das hat mich damals sehr frustriert. […] Dann bin ich vor einiger Zeit in all den sozialen Netzwerken aktiv geworden und habe festgestellt, dass ein echter Informationsbedarf besteht. Nachdem ich hier eine Weile aktiv war, fragte mich eine Dame aus meinem Netzwerk warum ich denn keine Bücher schreibe würde? Sie meinte bei dem Schreibstil den ich hätte, käme das sicher gut an. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte ich mir das überhaupt nicht vorstellen. Doch hat mich die Idee nicht los gelassen und so fing ich an zu schreiben.

Die Kombination aus Bloggen, Bücher schreiben, Fachartikel verfassen und Vorträge geben, füllt mich nun ganz aus. Ich freue mich täglich über die tolle Resonanz meiner LeserInnen und mache jetzt einfach weiter. Mein nächstes Buch ist bereits in Arbeit und meine anderen Bücher verkaufen sich recht gut. Mit dem Buch „Vegan und Glutenfrei“ habe ich mir ein Herzenswunsch erfüllt. Selbst Veganer und nicht in der Lage Gluten zu verwerten, fand ich, dass es viel zu wenig Bücher in genau dieser Kombination gibt. Und das tolle ist: Auch Nicht-Veganer können die Rezepte nachkochen, genauso, wie Menschen, die kein Problem mit Gluten haben.

 

6. Es wird häufig von ‚Ernährungs-Trend‘ gesprochen, sogar von Ernährung ‚als Religionsersatz‘. Denken Sie, dieser Beachtungsfokus in der Gesellschaft zu einer bewussteren Ernährung ist dauerhaft?

Ich finde die Entwicklung, die unserer Gesellschaft schon seit einigen Jahren durchläuft, sehr positiv. Immer mehr Menschen setzten sich mit dem auseinander was sie tagtäglich in sich hineinschaufeln und überlegen, ob es gut ist für Ihren Körper oder eben nicht. Die Nahrungsaufnahme wird wieder zu einem bewussten Akt. Ich denke nicht, dass es nur ein Trend ist und hoffe darauf, dass er noch weitere Wellen schlägt.

  1. a.       Dieselbe Frage bezogen auf die Bewegung der veganen Ernährung?

Ich denke, diese Frage lässt sich nicht ganz so einfach beantworten. Da es so viele unterschiedliche Gründe gibt, die dazu führen, dass sich Personen dazu entscheiden auf tierische Nahrungsmittel komplett zu verzichten. Die meisten unter ihnen setzten sich sehr bewusst mit dem Thema der Ernährung auseinander und schauen, wie sie sich Ihr Essen am besten zusammenstellen, damit sie sich auch wirklich gesund und ausgewogen ernähren. Es gibt aber auch hier ein paar Trendsetter, die sich nur deshalb vegan ernähren, weil irgendwelche Hollywood-Stars es auch tun. Wenn dann die Ernährung ungünstig zusammengestellt ist, kommt es, wie auch bei einer schlecht zusammengestellten Mischkost, schnell zu Mangelerscheinungen, die dann bewirken, dass man mit dem Veganer diesen kranken blassen Menschen verbindet, der sowohl einen Eiweiß- als auch einen Vitalstoffmangel hat.

Im Großen und Ganzen wird die vegane Ernährung aber immer mehr gesellschaftsfähig. Die Veganer sind heute an dem Punkt wo die Vegetarier vor 20 Jahren waren.

 

7. Was genau hat Sie bewegt sich vegan zu ernähren?

Es war anfänglich ein Experiment zur Fastenzeit. Ich habe mich zuvor schon ohne Milchprodukte ernährt und vielleicht zweimal im Monat noch Fisch, Fleisch und Wurst auf dem Tisch gehabt. Einzig Eier gab es zu der Zeit noch mindestens ein bis zweimal pro Woche. Nach einer 11 tägigen Heilfastenzeit, habe ich mich sechs Wochen vegan ernährt. Das hat mir so gut getan, dass ich hängen geblieben bin.

 

8. Was waren für Sie die größten Umstellungen bei der Änderung zur veganen Ernährungsweise?

Aufgrund der Tatsache, dass ich vom Fach bin, ging die Umstellung für mich recht einfach, zumindest in den eigenen vier Wänden. Was mir anfänglich wirklich schwer gefallen ist in Restaurants ständig nachzufragen was so alles im Essen ist und immer wieder Sonderwünsche zu äußern. Inzwischen habe ich meine Stammlokale bei denen ich weiß wie die Küche aussieht und was im Essen enthalten ist.

 

9. Aufgrund Ihrer Glutenunverträglichkeit kochen Sie auch glutenfrei. Vegan und glutenfrei: fühlen Sie sich bei der Auswahl der Lebensmittel eingeschränkt?

Nein, ganz im Gegenteil. Ich arbeite mit Getreidesorten, deren Namen manch einer noch nicht mal aussprechen kann J Quinoa, Amaranth, Buchweizen, Hirse, Mais, Reis… Die Palette ist so vielfältig und das Essen ist so lecker. Es gibt so viel Obst, Gemüse, Pilze, Sprossen, Keimlinge, Samen und Nüsse. Da macht das Essen und Kochen richtig viel Spaß!

 

10. Was muss man beachten, wenn man sich vegan und glutenfrei ernährt?

Viele vegane „Ersatzprodukte“ enthalten beispielsweise Saitan oder in einer anderen Form Gluten. Aus diesem Grund empfehle ich auf derlei Produkte generell zu verzichten. Davon mal ganz abgesehen, dass Fertig- und Halbfertigprodukte ohnehin nicht gesundheitsfördernd sind, bedeuten diese durch das enthaltende Klebereiweiß auch noch ein zusätzliches gesundheitliches Risiko für alle, die aus den unterschiedlichsten Gründen darauf verzichten wollen oder müssen.

Besonders wichtig ist es auf gute Eiweißlieferanten zu achten. Hülsenfrüchte bieten sich hierfür besonders an, aber auch Pilze und alle glutenfreien Getreide- und Pseudogetreidesorten.

 

11. Generell findet man keine Fleischersatzprodukte in Ihrem Buch – War das Absicht?

Auch das ist Absicht. Ich habe viele Dinge getestet oder es gar gelassen nachdem ich die Zutatenlisten gelesen habe. Meine Erkenntnis ist: Nur Fleisch schmeckt nach Fleisch, nur Wurst schmeckt nach Wurst und nur Käse schmeckt nach Käse. Es gibt ein paar wenige Rezepte mit denen man zwar sehr nah ran kommt, aber eben nicht dieses hundertprozentige Ergebnis hat, wie man es sich vielleicht vorstellt. Dann verzichte ich lieber auf diese geschmackliche Enttäuschung und esse stattdessen etwas anderes Schmackhaftes.

 

12. Welches ist ihr persönliches Lieblingsrezept aus ihrem Buch?

Ich liebe meine Tomatensuppe, den Burger, die Aufstriche, den Apfel-Mandel-Kuchen. Naja, eigentlich sind das alles in irgendeiner Art Lieblingsrezepte. Das spannende ist, dass ich nahezu täglich neue Rezepte kreiere und dadurch nur selten etwas mehrmals zubereite.

 

13. Was sind Ihre Ziele bzw. Wünsche für die Zukunft?

Mein Ziel ist es noch weitere Bücher herauszubringen. Jedes Jahr eins, wäre schön. Ich würde mir wünschen einen Partner/ein Unternehmen/ein Hersteller von Produkten zu finden, das meinen Arbeitsstil zu schätzen weiß und meine Einstellung zum Thema Gesundheit und Nachhaltigkeit teilt.

 

14. Und zum Schluss noch eine eher untypische, aber interessante Frage: Sie hatten schon viele Interviews, welche Frage, die Sie gern beantworten wollten, wurde Ihnen noch nie gestellt?

So banal es klingt: Aber ich wurde noch nie gefragt mit welcher „bekannten“ Person ich gern einmal zusammen etwas kochen wollen würde?

       Und wie würden Sie darauf antworten?

Ich würde gerne eine Kochsession veranstalten. Zusammen mit Surdham Göb, Björn Moschinski und Philip Hochuli. Die drei haben tolle vegane Kochbücher geschrieben, wirken auf mich außerordentlich sympathisch und bodenständig und prägen für mich die vegane Küche. Ich kann mir vorstellen, dass eine solche Session richtig lustig, spannend und genussvoll wäre.

 

Slogan Fachbuchautorin Beatrice Schmidt